14. November 2019 admin

Wie geht’s weiter im Kohlekernland Europas? Die Zukunft der Kohle in der deutschen, polnischen und tschechischen Presse

von Prof. Dr. Michèle Knodt, TU Darmstadt

In Deutschland, Polen und Tschechien werden 57 % der europäischen Kohle konsumiert. 87 % der Arbeitsplätze im Bereich der Kohleproduktion sind ebenfalls in diesen drei Ländern zu finden. Trotz ähnlicher Rahmenbedingungen wird die Zukunft der Kohle in den Medienlandschaften Deutschlands, Polens und Tschechiens jedoch vollkommen unterschiedlich behandelt und folgt dabei dem jeweils dominanten energiepolitischen Paradigma des betreffenden Landes: In Deutschland liegt der Fokus des energiepolitischen Paradigmas auf dem Ausstieg aus der Kohle. In Polen fungiert das energiepolitische Paradigma als Hemmniss für den Kohlausstieg. In Tschechien spiegelt die Berichterstattung politische Unsicherheit über den Braunkohleabau im Nordwesten des Landes wieder. Eine Untersuchung von Jan Osička, Jörg Kemmerzell, Maksymilian Zoll, Lukáš Lehotský, Filip Černoch und Michèle Knodt legt nahe, dass die Medien dabei hauptsächlich als Plattform für die Entscheidungsträger des jeweiligen Landes dienen und darüber hinaus die Perspektiven der Stakeholder im Bereich der Energiepolitik wiedergeben. Der Großteil der Medienberichtung ermöglicht und beschränkt somit gleichzeitig alternative Politiken  in diesem Feld, indem sie dominante Diskurse befördert und das Erscheinen alternativer Sichtweisen behindert.

Weiterlesen: Osička, Jan; Kemmerzell, Jörg; Zoll, Maksymilian; Lehotský, Lukáš; Černoch, Filip; Knodt, Michèle (2020): What’s next for the European coal heartland? Exploring the future of coal as presented in German, Polish and Czech press, in: Energy Research & Social Science, Vol. 61, https://doi.org/10.1016/j.erss.2019.101316.